aktiv!magazin Herbst / Winter 2014 - page 9

müssenQ, freut sich Beltinger. aDa sieht man, was gute Pflege
bewirken kannQ, setzt er hinzu. Der Krieg ist für ihn aber noch
nicht vorbei. Kaum sind die Wunden verheilt, bildet er wieder
Funker aus. Am 1 0. April 1 945 soll er einen Lehrgang in Italien
abhalten. Dabei trifft er auf einen ehemaligen Kompaniechef
vom Russlandfeldzug, der ihn in die Heimat zurückschickt.
Ein akleines WunderQ, das dafür sorgt, dass er das Kriegsende
tatsächlich erlebt. Von seiner vorzeitigen Rückkehr freudig
überrascht ist vor allem Ehefrau Karla. Eine Mainburgerin, die
er einst im Urlaub beim Skifahren kennengelernt hatte.
Wie so viele seiner Generation hinterlässt ihn der Frieden
arbeitslos. Aber Jammern ist nicht sein Ding. Statt sich zu
beklagen,
verdingt er sich bei verschiedenen Firmen als
Vertreter und atingelt in der Welt umeinanderQ. Bis er das asatt
hatQ und sich als Obstgroßhändler in Mainburg selbständig
macht. 1 5 Jahre lang schuftet er, was die Muskeln hergeben
und erleidet mit 49 Jahren einen schweren Herzinfarkt. aUnd
wieder hatte ich GlückQ,
ist er dankbar,
dass ihn sein
Sportskamerad, der ehemalige Bürgermeister Max Spenger in
die Stadtverwaltung holt, wo er als Buchhalter, Lagermeister
und Siegelmeister in der Hopfenhalle arbeitet. Bis zur Rente.
Zwei Töchter werden ihm geboren und inzwischen ist er
stolzer Opa einer Enkeltochter.
Als Senior hat Beltinger keineswegs Langeweile.
aDie
Dolomiten waren meine zweite HeimatQ verrät er und denkt
an die vielen Bergtouren, die er mit ehemaligen Kollegen
unternahm. Und an den Tag, an dem er fast sein Leben auf
einem steilen Pfad gelassen hätte.
aMir war plötzlich
schwindlig geworden, ich musste mich hinlegen und kam
nicht mehr hochQ.
Glücklicherweise (wie zu erwarten)
alarmierten Frau und Tochter die Bergwacht, als er nicht
beizeiten zum vereinbarten Treffpunkt zurückgekehrt war.
Wenn er an schneebedeckte Gipfel denkt, schwingt ein wenig
Wehmut mit,
denn so manches angestrebte Ziel
ist
aüberbliebnQ. Die Zeiten des Kraxelns sind für immer vorbei.
Was bleibt sind Spazierfahrten, die Fotografie als Leidenschaft
und die Musik S avor allem OperettenQ, die er sich auf DVD
bestellt, aum auch was zu sehenQ.
Inzwischen ist der betagte Herr, in dessen Augen immer noch
der Schalk sein Unwesen treibt,
auf agewisse Hilfsmittel
angewiesenQ. Essen auf Rädern zum Beispiel und das spezielle
Hausnotrufhandy von Vitakt S beides vom Pflegedienst
PFLEGE aktiv! bereitgestellt. aWeil irgendwie mag ich mich
doch nicht allein aufPs Glück verlassenQ, gesteht er mit einem
herzhaften Lachen.
Vor kurzem hat er einen alten Schulkameraden ausfindig
gemacht und ihn besucht. Das Wiedersehen wurde agOscheit
gefeiertQ im Gedenken an die Zeiten als man adie Weiberwelt
noch narrisch gemacht hatQ. An den Fasching mit dem Becker
Benni, als man zur Drehleier Moritaten sang, um dann den
Hut rumgehen zu lassen.
Schöne Erinnerungen,
die
nachwirken bis heute. Einen Grund schlecht drauf zu sein
sieht der 94-Jährige also aganz und gar nichtQ.
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