aktiv!magazin Herbst / Winter 2014 - page 21

Die legendäre Taschenuhr Marie-Antoinette wird noch heute
als eine der fünf kompliziertesten Uhren der Welt betrachtet.
Replika im Jahr 2007 ihrem Ende entgegenging, tauchte
der geraubte Zeitmesser von 1 983 in Jerusalem wieder
aufN
Die Replika M Nr. 160
Die während der Baselworld 2008 vorgestellte Replika der
Königin der
Uhren offenbart eine Fülle an
Komplikationen.
Als Informationsquellen für
die
Konzeption des Originals musste man sich
ausschließlich auf Originalzeichnungen aus dem Musée
Breguet und Nachforschungen in den eigenen Archiven,
aber auch im Musée des Arts et Métiers in Paris und
anderen kulturellen Institutionen stützen. Vergleiche mit
anderen alten,
zeitgenössischen Zeitmessern von
Breguet, etwa der Uhr des Herzogs de Praslin, brachten
neue Erkenntnisse über die Ästhetik und die
uhrmacherischen Verfahren der damaligen Zeit. Diese
Forschungsarbeiten förderten heute verschwundene
Fertigkeiten und erlaubten der Manufaktur,
einen
Zeitmesser zu verwirklichen,
der in praktisch jeder
Hinsicht seinem Vorgänger die Treue hält.
Eine derart
große Zahl
von Komplikationen
ausschließlich auf Basis von Dokumenten zu
reproduzieren oder zu konzipieren ist ein schier
unmögliches Unterfangen und zeugt vom Können der
Uhrmacher von Montres Breguet. Jede Funktion, jedes
ästhetische Element wurde genauestens analysiert. Was
die Habillage betraf, wurde beispielsweise das Gelbgold
des Gehäuses von 63 mm Durchmesser aus einer
besonderen Legierung mit höherem Kupferanteil
gegossen, getreu der Farbnuance von anno dazumal. Die
Gehäusegläser und das Zifferblatt,
aus Bergkristall
gefertigt, erlauben dem Uhrwerk, all seine Trümpfe und
prachtvollen Endbearbeitungen zu offenbaren.
Die
Forschungsarbeiten brachten außerdem eine zuvor
unbekannte Komplikation der Originaluhr ans Tageslicht:
die springenden Stunden.
Die neue «Marie-Antoinette», eine Uhr mit perpetuellem
Aufzug und Minutenrepetition, die auf Verlangen die
Stunden, Viertelstunden und Minuten schlägt, ist ein
echtes Kunstwerk.
Ein vollständiger ewiger Kalender
zeigt das Datum bei 2, den Wochentag bei 6 und den
Monat bei 8 Uhr an. Auf der Zeitgleichungsanzeige bei
1 0 Uhr kann der tägliche Unterschied zwischen der
wahren Sonnen- und der von allen Uhren angezeigten
bürgerlichen Zeit abgelesen werden. Im Zentrum werden
die springenden Stunden S eine Erfindung von A.-L.
Breguet S und Minuten durch eine unabhängige
Sekunde als Vorläuferin der Stoppuhrsekunde ergänzt,
während eine kleine Sekunde bei 6 Uhr ihre Kreise dreht.
Der Anzeige der Gangreserve von 48 Stunden bei 1 0.30
Uhr steht bei 1 .30 Uhr ein Bimetall-Thermometer
gegenüber.
Das Uhrwerk mit «perpetuellem» Selbstaufzug besteht
aus 823 Komponenten mit
außergewöhnlichen
Finitionen. Die Werkplatten und Brücken, ja auch die
kleinsten drehenden Teile des Uhrwerks, des ewigen
Kalenders und der Minutenrepetition sind aus Rotgold
gefertigt, das mit dem Polierstock geformt wurde. Die
Schrauben sind aus von Hand poliertem und gebläutem
Stahl gefertigt; die Reibungspunkte, Löcher und Lager
sind mit Saphirglas ausgekleidet;
das kleinste Detail
vollkommen ausgearbeitet und von Hand fertiggestellt.
Der noch nie dagewesene,
kunstvolle Mechanismus
verfügt außerdem über ein Hemmungsmodell
mit
natürlichen Hebungen, zylindrischer Spiralfeder aus Gold
sowie einer
Bimetall-Unruh.
Eine Stoßdämpfer-
Vorrichtung mit doppeltem «Sturzschutz», (pare chute,
daraus wurde später der parachute, Fallschirm), eine
weitere Erfindung von Breguet, schützt die Wellen der
Unruh und der Aufzugmasse gegen Schläge und andere
Erschütterungen.
Das einer Königin würdige Meisterwerk ruht in einem
kostbaren Schrein aus über 3500 Einzelteilen, die aus
dem Holz der königlichen Eiche geschnitzt sind.
Es
umschließt eine prachtvolle handwerkliche Einlegearbeit
aus über 1 .000 Holzfragmenten, welche die Hand von
Marie-Antoinette mit der Rose nachbilden,
ein
Ausschnitt des berühmten Porträts der Königin;
das
Äußere der Kassette ist eine getreue Wiedergabe des
Parketts im Schloss Petit Trianon.
Während Breguet seinerzeit mit dieser Uhr ein Denkmal
zu Ehren der Uhrmacherkunst des 1 8.
Jahrhunderts
erschaffen wollte,
gelang der Marke 2008 die
Glanzleistung, einen Mythos zum Leben zu erwecken
und ihn ins 21 . Jahrhundert zu verpflanzen. Ihren Platz
hat die Marie-Antoinette Nr.
1 60 im Headquater
Breguets in der Schweiz, in L' Abbaye. Von dort aus reist
sie um die Welt und wird auf Ausstellungen präsentiert.
Quelle: Montres Breguet SA /
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