aktiv!magazin Herbst / Winter 2014 - page 44

Gabi Schmid ist Senioren- und Gleichstellungsbeauftragte des
Landkreises Kelheim und in vielfacher Hinsicht auch über ihr
Amt hinaus sozial engagiert: zum Beispiel als Gemeinderätin
des Ortes Ihrlerstein und als ehrenamtliche Betreuerin der dort
untergebrachten Asylbewerber. Die 56-Jährige hat 201 0 im
Auftrag des
Landkreises
ein seniorenpolitisches
Gesamtkonzept erstellt S das erste und damals einzige in
Niederbayern S das mit dem staatlichen Förderpreis in Höhe
von 1 0000 Euro bedacht wurde. Das Geld floss natürlich nicht
in ihre Kasse sondern in jene des Landkreises.
Schmids
ausgesprochenes Ziel es ist, Senioren adie aktive Teilnahme
am Alltagsleben zu ermöglichenQ und ihnen im Falle einer
Pflegebedürftigkeit asolange es geht, die vielfach gewünschte,
individuell abgestimmte Betreuung in den eigenen vier
Wänden zu ermöglichenQ.
Im Gespräch mit dem aaktiv!
MagazinQ zeigt sich die Amtsinspektorin von ihre Arbeit
begeistert, weil sie afreie Hand hatQ, weil sie Dinge in Angriff
nehmen kann, die ihr wichtig sind und weil ihre Aufgaben
auch akreative AspekteQ zulassen S etwa die Edition einer
Seniorenzeitschrift.
Frau Schmid, im Zusammenhang mit der Situation der
Senioren fällt im Landkreis Kelheim immer wieder der
Begriff UKooperation PflegeK. Was ist darunter zu verstehen?
Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept,
das der Landkreis
201 0 herausgegeben hat,
sieht einige Handlungsziele und
Verbesserungspotentiale,
um die Zukunft der Pflege im
Landkreis zu sichern und deren Standard zu optimieren.
Träger der Pflegeeinrichtungen,
Heimleiter und ambulante
Pflegedienste haben sich im September vor drei Jahren zu
einer Konferenz getroffen und die Gründung einer
aKooperation Pflege im Landkreis KelheimQ vereinbart. Diese
Einrichtung soll die Vernetzung aller mit der Pflege befassten
Kräfte fördern. Wesentliche Ziele sind dabei der Kampf gegen
den Fachkräftemangel in der Pflege, die Klärung genereller
Fragen rund um das Thema Pflege, die Verbesserung der
Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern,
Kassen und
Medizinischem Dienst (MDK).
Darüber hinaus gilt es, die
Politik auf drängende Probleme aufmerksam zu machen und
fundierte Forderungen zu deren Lösung zu stellen.
Wie geht die Kooperation mit dem Thema Fachkräftemangel
um?
Dass wir hier ein massives Manko haben, ist unbestritten.
Manche Heime weiten ihre Suche schon ins Ausland aus.
Leider gehört der Berufszweig Pflege für jüngere Menschen
nicht in die engere Wahl der Favoriten, das Image des harten
Jobs ist ebenso schlecht wie die Bezahlung. Ich hoffe, dass
hier die Altenpflegeschule im Landkreis Abhilfe schaffen wird.
Was den privaten Bereich angeht, sehe ich einen Wandel: die
Pflege fiel in unserer Gesellschaft bisher immer auf die
Frauen. Die neue Generation aber ist berufstätig, in Systeme
eingebunden, das heißt sie kann und will hier nicht mehr
dienen. Dieser Entwicklung müssen wir alternative Konzepte
entgegen setzen und vor allen Dingen:
die Pflegeberufe
attraktiver machen und ihr Ansehen verbessern.
Sehen sie auf nicht-professioneller Ebene
Handlungsmöglichkeiten?
Ganz wichtig ist im nicht-professionellen Bereich die Stärkung
des Ehrenamtes,
ohne das wir in der Pflege nicht
weiterkommen. Denn die Versorgung im eigenen Zuhause ist
und bleibt der Wunsch der meisten Betroffenen. Manchmal
sind es nur kleine Hilfestellungen beim Einkauf oder im
Haushalt, die zu übernehmen wären. Auf die Nachbarn zu
setzen, hilft wenig, denn die werden ja meist mit uns alt und
gebrechlich. Auch wenn eine umfangreiche Pflege nötig wird,
wäre es illusorisch auf eine rein berufliche Dienstleistung zu
setzen. Das kann sich kaum jemand rund um die Uhr leisten.
Mir ist es daher ein Anliegen, die politisch Verantwortlichen
für eine Stärkung des Ehrenamtes und der dafür nötigen
Strukturen zu sensibilisieren.
Kooperation Pflege
Landkreis Kelheim reagiert auf
demografischen Wandel
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: : INTERVIEW
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